Da kommst du als Jungvolontär in die Lokalredaktion und denkst, ok, hier bin ich, wann kann ich auf die Jagd nach der ersten Story gehen. Und schon sitzt du am Katzentisch und darfst die Geburtstagsspalte schreiben und redigieren. Also die Zeitungsspalte, in der früher, vor Internet-Zeiten, die Geburtstagsglückwünsche standen. Angehörige machten sich damals die Mühe, die Redaktion vom Jahrestag der Liebsten zu informieren. Das gab es bei der Frankfurter Neuen Presse noch. Angesichts des Leserdurchschnittsalters – ich kannte das Blatt nur von meinem Opa – bewegte sich das Alter der Jubilare in der Regel zwischen 60 und 90. Die Texte waren einfach. In etwa so: „Wir gratulieren Helmut Meier ganz herzlich zum 76. Geburtstag und wünschen ihm noch viele schöne Tage im Kreise seiner Familie.“

Zufrieden verließ ich am Abend des ersten Tages meines Journalistenlebens das Verlagshaus im Frankfurter Gallusviertel. Am nächsten Mittag, Arbeitsbeginn war gegen 13.00 Uhr, klingelte mein Telefon. „Frau Schmidt möchte Sie sprechen, Herr Rall.“ Folgender Dialog entwickelte sich mit Frau Schmidt:

„Sind Sie für die Geburtstage zuständig?“
„Ja, bin ich.“
„Dann bitte ich Sie um eine Berichtigung.“
„Habe ich Ihr Alter falsch angegeben?“ Peinlich, gleich am ersten Tag so ein Lapsus.
„Nein, das Alter stimmt. Aber ich bin nicht Frau Anna Schmidt, sondern Frollein Anna Schmidt. Können Sie das korrigieren?“

Großes Gelächter in der Redaktion, aber natürlich korrigierten wir es.

Ich erinnere mich bis heute daran, denn es war mir eine Lehre. Achte immer auf korrekte Namen und Titel. Egal, ob in der Lokalredaktion der Vorsitzender des Kaninchenzüchtervereins, später als politischer Korrespondent die Namen von Ministern und Abgeordneten, die Namen der Kunden meiner PR-Agentur oder von Mitarbeitern. Es gibt kaum etwas, das mehr kränkt, als seinen eigenen Namen falsch geschrieben zu sehen oder falsch ausgesprochen zu hören. Selbst eine eigentlich positive Information kann auf diese Weise einen bitteren Nachgeschmack hinterlassen.