Wissen Sie, wie spannend Umfragen sind? Beispielsweise, ob man für Grippeschutzimpfung ist oder ob Küssen in der Öffentlichkeit erlaubt sein sollte? Als Volontär in der Lokalredaktion der Frankfurter Neuen Presse war die Umfrage in Frankfurts Einkaufsmeile Zeil vor vielen Jahren eine meiner ersten Aufgaben. Sie war immer der Job der Volontäre und ähnlich lustig, wie das Wurstsemmelholen des Maurerlehrlings.

Zwei Probleme gab es: Erstens Passanten finden, die auf die dämlichen Fragen antworten, sich fotografieren lassen und ihren Namen dafür hergeben. Dabei half mir der in Umfragen erprobte Fotograf Peter Keller. Das größere Problem: Daraus Lesestoff zu machen. Da genügte es nicht, die Antworten so zu formulieren, dass sie neben die Bildchen passten.

Jetzt kommt Madlen ins Spiel. Madlen Lorei war einst Deutschlands erste Polizeireporterin. Bei meinem ersten Tag als schüchterner Jungvolontär nordete sie mich auf Frankfurterisch ein mit den Worten: „Finger weg, isch bin lesbisch!“ Ich war beeindruckt. Mein Glück war, dass sie die wöchentliche Umfrage redigierte. „Sie wisse, dass es bei Umfrache net auf die Antworte ankommt, sondern auf de erste Absatz, in dem die Umfrach erklärt wird. Der muss sitze, sonst liest des keiner.“ Also kurze Sätze, aktiv, kein Passiv, sofort auf den Punkt. „Des müsse se sisch merke.“

Und wie ich mir das merkte. Wie oft habe ich in meiner späteren Karriere an diese Madlen-Regel gedacht und sie erfolgreich angewandt. Wie oft habe ich junge Redakteure, Studenten an der Kölner Journalistenschule für Wirtschaft und Politik oder den PR-Nachwuchs in meiner Agentur damit genervt.

CEOs in meinen Kommunikationscoachings bekommen die Regel bis heute zu hören. Denn die Madlen-Regel gehört in den Handwerkskasten aller, die schnell auf den Punkt kommen und ergebnisorientiert kommunizieren wollen.